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ROBIN kommt jetzt aufs Gymnasium

Das gemeinsame Förderprojekt der Mülheimer Rotary Clubs ist im fünften Jahr.

Mit ROBIN – der Rotary Bildungsinitiative – ebnen die Rotarier der drei Clubs aus Mülheim a.d. Ruhr talentierten Kindern aus sozial benachteiligten Familien den Weg zur Gymnasial-Ausbildung.

Gestartet ist ROBIN 2012 in einem Mülheimer Kindergarten, in dem fast alle Kinder ein ausländisches Elternhaus haben und zu Hause wenig oder gar kein Deutsch sprechen.

Nach fast fünf Jahren der Förderung in Kindergarten und Grundschule durch Rotary steht jetzt der erste von fünf ROBIN Jahrgängen vor dem Wechsel auf eine weiterführende Schule. Alle ROBIN Kinder haben sich eine uneingeschränkte Gymnasial-Empfehlung erarbeitet; keines hat eine Deutsch-Note schlechter als GUT. Für den nächsten Jahrgang ist die gleiche positive Entwicklung bereits absehbar.

ROBIN startet für die Kinder im letzten Kindergartenjahr. Regelmäßig verwandeln sie sich in „kleine Forscher“, und führen unter Anleitung erfahrener Pädagogen kleine, meist naturwissenschaftliche Experimente durch. Bei den Kindern kommt ROBIN gut an. Voller Stolz schlüpfen sie in ihre gelben ROBIN Shirts und lassen sich auch von einem Schnupfen nicht abhalten: „Mama, heute ist doch ROBIN-Tag. Da kann ich nicht zu Hause bleiben.

Bereits in diesen jungen Jahren zeigen sich bei den Kindern Unterschiede in den Problemlösungsansätzen und in der Zusammenarbeit. Im Laufe eines Jahres gewinnen die Pädagogen ein gefestigtes Bild von den individuellen Talenten. Am Ende der Kindergartenzeit kommen dann die Lehrer von KUBIZ in den Kindergarten: Das Kultur- und Bildungszentrum in Mülheim a. d. Ruhr ist darauf spezialisiert, hochbegabte und besonders interessierte Schüler zu fördern und zu fordern. Die Pädagogen von KUBIZ und Kindergarten entscheiden gemeinsam, welche Kinder eine grundschulbegleitende Begabtenförderung erhalten. Dabei werden neben der Eignung der Kinder auch das Elternhaus und kulturelle Besonderheiten berücksichtigt.

Zweimal wöchentlich kommen die ROBIN-Kinder in ihren vier Grundschuljahren für einen Fördernachmittag ins KUBIZ. Dessen Leiter, Lars Czarnyan, ist von ROBIN sehr überzeugt: „Die Fortschritte der Kinder sind sehr deutlich. Am Ende ihrer Zeit bei uns haben die ROBIN-Kinder den gleichen Leistungsstand wie unsere rein deutschen Kinder.“ Die Zusammenarbeit mit Rotary macht dem Hochbegabtenlehrer so viel Freude, dass er jüngst selbst Rotarier in Mülheim geworden ist.

Die Rotary Bildungsinitiative soll jedoch nicht mit der Grundschule enden. Kontakte mit einem engagierten Mülheimer Gymnasium sind geknüpft: ROBIN soll schließlich auch Abitur machen.

Jens Lemke, RC Mülheim Uhlenhorst


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WAZ Artikel von Sebastian Sasse am 09.09.2016

Kubiz in Mülheim: Ein Hort für Hochbegabte










Lars Czarnyan, Claudia Steinwachs, Sonja Klostermeier unterrichten an der Schule. Sie haben alle ein zweisemestriges Studium an der Uni Münster absolviert und sind diplomierte Hochbegabtentrainer.

Mülheim..  Eine neue Schule hat in Mülheim ihre Pforten geöffnet: Seit Beginn des Schuljahres werden am Kultur- und Bildungszentrum (Kubiz) hochbegabte Kinder und Jugendliche unterrichtet, von der fünften bis zur zehnten Klasse. In dieser Form bisher einzigartig in Deutschland.

Zehn Schüler sind es im Moment. Sie kommen hierher, weil sie mit der Regelschule nicht klar gekommen sind. Denn unverstandene Hochbegabte werden schnell zu Schulverweigerern. Dann schreitet irgendwann das Jugendamt ein. Das vermittelt auch die meisten Schüler an das Kubiz. Das Ziel ist dabei, dass sie irgendwann wieder an die Regelschule zurückkehren können. Wie schnell oder lang dies dauert, ist bei jedem Schüler unterschiedlich. Und das macht eben den besonderen Ansatz dieser Schule aus, auf jeden individuell einzugehen.

Dass ausgerechnet Hochbegabte mit dem Schulalltag nicht klar kommen, erscheint auf den ersten Blick vielleicht unlogisch. „Das habe ich schon ganz oft gehört. Dann sagen Lehrer etwa: ,Wenn er hochbegabt ist, dann müsste er doch gerade wissen, was in der Schule gefordert wird. Und es dann einfach machen’“, berichtet Sonja Klostermeier, die an der Schule die Naturwissenschaften und Mathematik unterrichtet. Aber so einfach ist es eben nicht.

Eigeninitiative als Affront

Die Hochbegabung zeigt sich gerade darin, dass die Schüler eigene Wege gehen wollen und sich nicht widerspruchslos in vorgegebene Strukturen einpassen. Ein typisches Beispiel: die Mathe-Aufgabe. Am Ende steht zwar die richtige Lösung. Ein hochbegabter Schüler verwendet aber nicht unbedingt den Rechenweg, der vorher lang und breit im Unterricht geübt worden ist, sondern denkt sich einfach einen eigenen aus. Weil der konventionelle Weg ihm zu langweilig ist und er eine neue Herausforderung sucht. Viele Lehrer erkennen in dieser Eigeninitiative einen Affront gegen ihre Autorität. Und es ist ja auch klar: In einer Klasse mit 30 Schülern muss es klare Regeln geben, damit Unterricht funktioniert und auch das Stoff-Pensum vermittelt werden kann. Zeit für Extrawünsche gibt es da kaum. Und so wird der hochbegabte Schüler zum Störenfried. Das wirkt sich auf das soziale Umfeld aus: Auch in der Klassengemeinschaft ist er dann ein Außenseiter. Die Folge ist manchmal schließlich die komplette Schulverweigerung.

Im Kubiz erwartet die Schüler eine andere Atmosphäre. Erst Einzelunterricht, später werden kleinere Gruppen gebildet. Entscheidend ist das persönliche Vertrauen zwischen Schüler und Lehrer: „Der Schüler muss mich annehmen“, sagt Sonja Klostermeier. „Ich merke es daran, wenn Schüler sich öffnen und mir auch von privaten Dingen erzählen. Mich teilhaben lassen an ihrem Leben. Dadurch zeigen sie: Die Frau hinter dem Pult ist nicht der Feind. Sie vertrauen mir.“ Hinter dem Pult sitzen die Lehrer im Kubiz aber sowieso nicht. Und an die Tafel wird auch keiner gerufen.

Die Unterschiede zum Regelunterricht hat auch Lars Czarnyan gemacht. Der 29-Jährige unterrichtet Deutsch, Geschichte und Latein. Bevor er beim Kubiz angefangen hat, war er einige Jahre Gymnasiallehrer an der Luisenschule. „Ich war gewohnt, dass ich für jede Stunde ein Programm vorbereite. Das funktioniert hier nicht. Denn es lässt sich nicht voraussehen, wie sich der Unterricht entwickelt.“ Unter Umständen findet der hochbegabte Schüler einen bestimmten Aspekt interessant, an den sein Lehrer nie gedacht hätte. „Darauf muss ich dann spontan reagieren.“

„Trotzdem lernen die Schüler natürlich auch: Das Leben besteht nicht nur aus Bonbons“, betont Sonja Klostermeier. Es gehe darum, dass die Schüler einen Weg finden, die Kreativität und die Leistungsfähigkeit, die aus ihrer Hochbegabung resultieren, auszubauen und gleichzeitig eben auch in der Lage sind, sich in herkömmliche soziale Strukturen einzufügen. Für dieses Ziel gibt es natürlich kein Patentrezept. Doch das Kubiz verfügt hier über eine langjährige Erfahrung. Das Institut, das von Heike Grüter-Hommerich gegründet worden ist, bietet schon seit langer Zeit Kurse und Seminare für Hochbegabte an.

Der Ansatz war bisher, den Kindern und Jugendlichen so parallel zur Normal-Schule zu helfen. Diese Nachmittags-Angebote gibt es auch weiterhin. Außerdem verfügt die Schule über diverse Kopperationspartner: So können die Schüler auch Praktika in Unternehmen durchführen und so einen Einblick in das Arbeitsleben bekommen. Eine gute Zusammenarbeit besteht ebenfalls mit dem Otto-Pankok-Gymnasium: Dort könnten die Schüler dann nach der zehnten Klasse die Oberstufe besuchen. „Unser Ziel ist es, alle Schüler zur Fachoberschulreife zu führen“, sagt Sonja Klostermeier.

Genehmigung aus Düsseldorf

Die Abschlussprüfungen selbst können an der Schule nicht durchgeführt werden, aber die Schüler werden gezielt darauf vorbereitet. Schließlich verfügen die Lehrer über eine spezielle Zusatzausbildung: Sie haben alle in Münster ein spezielles zweijähriges Studium absolviert und sind nun diplomierte Hochbegabtentrainer. Die Schule ist als Ergänzungsschule durch das Düsseldorfer Regierungspräsidium genehmigt. Im Vorfeld wurde umfangreich geprüft, dass die Schule in der Lage ist, den vorgegebenen Lehrstoff zu vermitteln. Im Sommer kam dann die Genehmigung.